Als wir Bayaraa endlich in Khatgal getroffen haben, hat er uns auf seinem Motorrad zu seinem Haus gefahren. Er und seine Familie wohnen in einem Holzhaus, waehrend wir in einem traditionellen Jurte geschlafen haben.
Da es schon nachmittags war, mussten wir nicht mehr viel machen: Elisabet musste das Geschirr spuelen und ich musste Wasser von einem Tank zum Haus bringen (es gibt dort kein fliessend Wasser). Seine Frau hat fuer uns Abendessen gemacht, wir haben einen Spaziergang zum See in der naehe gemacht und haben dann unsere erste Nacht in einer Jurte geschlafen.
Am naechsten Tag hatten wir dann keine Ausreden mehr: Wir mussten arbeiten! Morgens hat Elisabet alle Fenster geputzt, waehrend ich das Loch fuer ein neues Plumpsklo graben durfte (kein fliessend Wasser = keine Toilette = Plumpsklo). Nach dem Mittagessen haben wir dann die Bezuege des Sofas abgemacht und mussten sie waschen. War eine interessante Erfahrung, eine Waschmaschine zu benutzen, bei der man erst Wasser einfuellen und dann nachher das Wasser ablassen und wegleeren muss. Abends sind wir dann auf den Huegel neben dem Dorf geklettert, von wo wir auf das Dorf und den See (waehrend eines Gewitters) herunterschauen konnten.
Am naechsten Tag ging dann das Abenteuer los: Wir mussten zu der Farm von Bayarlaas Schwester gehen, um dort zu arbeiten. Fuer ca. 40 Euro (zusammen) konnten wir diesen Weg auf Pferden bestreiten. Wir hatten 2 Pferde, einen Fuehrer und 8 Stunden Ritt durch die wunderschoenen mongolischen Landschaften vor uns.
Zwischendurch haben wir bei Yurts angehalten und immer das gleiche angeboten bekommen: Mongol-Tee (Suutei tsai), ein salziger, sehr milichiger Tee mit Brot und selbstgemachter Butter. Am Anfang hat es noch gut geschmeckt, nach dem 3. Mal wurde es aber langweilig! (und es kamen noch viele Male mehr…)
Als wir an der Farm von seiner Schwester ankamen, waren wir ziemlisch geschockt! Sie wohnt mit ihrem Mann und und einer alten, kranken Frau in einer schlecht gebauten Holzhuette, mit einem Zimmer wo alle schlafen, wohnen und essen. Die naechsten Haeuser/Jurte sind mehrere Kilometer entfernt. Das Haus hat ebenfalls kein fliessend Wasser und der Strom kommt von einer Solarzelle, die genug Strom fuer eine kleine Lampe, die Handyakkus und einen Fernseher liefter. Zum Glueck konnten wir ausserhalb neben dem Haus im Zelt schlafen. Mongolische Naechte sind aber richtig kalt!
Keiner sprach dort ein Wort Englisch, es war also ziemlisch schwierig fuer uns mit ihnen zu kommunizieren. Wir haben relativ schnell begriffen, was mongolische Farme den ganzen Tag machen: Sie besuchen sich gegenseitig, trinken Tee und essen Brot mit Butter (und gegen Abend kommt noch ein bisschen Vodka dazu). Trotzdem konnten wir der Familie bei folgenden Sachen helfen:
- Morgens haben wir die Yaks zum Fluss gebracht und sie am Abend wieder zurueckgeholt.
- Wir haben beim Melken der Yaks geholfen
- Wir haben den Zaun fuer die Yaks repariert
- Wir haben sehr sehr viel Holz gehackt
- Wir haben den Mist der Yaks aufgesammelt.
Alles in allem war es eine tolle Erfahrung, so tiefe Einblicke in das Leben einer mongolischen Famlie zu bekommen und 3 Tage dicht zusammen mit Tieren zu wohnen. Unsere ‚Chefs‘ waren nicht sehr streng mit uns, also war auch die harte Arbeit etraeglich.
Es war aber sehr schwer fuer uns, uns an ein paar Dinge zu gewoehnen:
- Ohne fliessend Wasser zu leben – zurzeit eine Woche ohne Duschen
- Die fuer uns Europaer schrecklichen hygienischen Bedingungen: Kein Kuehlschrank, Teller und Boden werden nicht wirklich geputzt, frisches Fleisch haengt im ganzen Haus rum
- Die mongolische Ernaehrung: Milchprodukte (Milch, Yoghurt, Butter), schimmliges Brot, Schafsfleisch (meistens in Fett gekocht) und Mongol-Tee (wir waren uns nicht so sicher ob wir das Wasser da trinken konnten…)
Wir sind wirklich dankbar, dass wir dort die Zeit verbringen konnten und aus unserer Komfortzone gebracht wurden. Wir werden die Tage dort nicht vergessen!
Fuer unseren letzten Tag benoetigte Bayarlaa unsere Hilfe: Er hat ein Camp mit Jurten fuer Touristen. Da die Saison jetzt vorbei ist (zu kalt) mussten wir helfen, die Yurte zusammenzubauen.
Jetzt wissen wir, wir ein Yurt funktioniert.
Am naechsten Tag hat Bayarlaa uns nach Moron gebracht, von wo wir mit dem Bus 14h nachts nach Ulaanbataar zurueckgefahren sind. Von hier schreiben wir euch gerade diesen Artikel:)
Schön, diese Reise aus der Ferne miterleben zu können.